Überschrift 4
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Die Geschichte vom gefangenen Elefanten ist wunderbar!
Viele Krisen beuteln uns gerade.
Und "Schönreden" ist fehl am Platze.
Das Virus wird vielen die Existenz kosten und das Leben verändern.
Aber bitte lassen Sie uns nicht darauf warten, dass irgend jemand uns rettet. Die Soforthilfen bauen vielen von uns Brücken, und zeitglich sind wir selbst gefragt:
Können wir uns aus althergebrachten Vorstellungen lösen und Neues wagen?
Können wir Ketten sprengen und zumindest versuchen, neue Lebenswege zu entwickeln?
Wir könnten danach wenigstens sagen, dass wir es versucht haben und uns selbst keinen Vorwurf machen, dass wir Chancen ungenutzt ließen.
Denken, fühlen, Ideen sammeln, sich helfen lassen und vor allem: Ketten sprengen, die vermeintlich ausbremsen.
Auf geht´s!
Der angekettete Elefant / Geschichte von Jorge Bucay
Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus
fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant
hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier
vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte ich das riesige
Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Grösse und seine
Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz
vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuss an einen kleinen
Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein
winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde
steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich
ganz ausser Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum
mitsamt der Wurzel auszureissen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen
Pflock befreiten und fliehen konnte. Dieses Rätsel beschäftigt mich bis
heute. Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon?Als
Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der
Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach
dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant
mache sich nicht aus dem Staub, weil der dressiert sei. Meine nächste
Frage lag auf der Hand: „Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann
noch angekettet werden?“ Ich erinnerte mich nicht, je eine schlüssige
Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergass ich das Rätsel um
den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran,
wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage irgendwann
auch schon einmal gestellt hatten.Vor einigen Jahren fand ich
heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war,
die Antwort auf die Frage zu finden: Der Zirkuselefant flieht nicht,
weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet
ist.Ich schloss die Augen und stelle mir den wehrlosen
neugeborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in
diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich befreien versucht.
Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu
fest in der Erde steckt.Ich stellte mir vor, dass er erschöpft
einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert, und am
nächsten Tag wieder, und am nächsten… Bis eines Tages, eines für seine
Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und
sich in sein Schicksal fügt. Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir
aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil der Ärmste glaubt, dass er es
nicht kann. Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er
sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis
eingebrannt. Und das Schlimme dabei ist, dass er diese Erinnerung nie
wieder ernsthaft hinterfragt hat. Nie wieder hat er versucht, seine
Kraft auf die Probe zu stellen.Blog
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